Die bayerischen Hausärzte entscheiden heute in Nürnberg über einen Systemausstieg. Stimmen 60 Prozent der Hausärzte für den Ausstieg, dann wollen die Mediziner gemeinschaftlich auf ihre Kassenzulassungen verzichten. Die Ärzte wollen eigene Verträge mit der AOK Bayern aushandeln. Die ärztliche Versorgung für Kassenmitglieder regelt das Sozialgesetzbuch. Die Krankenkasse betrachtet die Drohung mit dem Systemausstieg darum als Rechtsbruch und hat ihrerseits den Hausarztvertrag mit den bayerischen Hausärzten gekündigt.
Weitere Krankenkassen, die bayerische Staatsregierung und das Bundesgesundheitsministerium haben in dem Streit hinter die AOK gestellt. Bayerns Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) bezeichnete des Systemausstieg als Verstoß gegen Bundesrecht und warnte in der "Augsburger Allgemeine" die Hausärzte: "Wer draußen ist, bleibt draußen." Der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) erhält Unterstützung von Hausärzteverbänden in anderen Bundesländern und auf Bundesebene.
Systemausstieg der Hausärzte: Was bedeutet das für die Kassenmitglieder?
Die bayerischen Versicherten der Krankenkassen würden einen Systemausstieg der Hausärzte zunächst kaum zu spüren bekommen. Die Kassenzulassungen würden zunächst bis zum Sommer 2011 weiter in Kraft bleiben. Danach müssten Kassenpatienten sich zwar einen neuen Arzt suchen, hätten aber nach Einschätzung des GKV-Spitzenberandes kaum Einbußen in der ärztlichen Versorgung zu befürchten.
Dort wo kein Hausarzt mit Kassenzulassung mehr zu Verfügung steht, müssten Fachärzte die Lücke füllen. Wo auch das nicht geht, würde die bayerische Staatsregierung den Sicherstellungsauftrag aus dem Sozialgesetzbuch von der Kassenärztlichen Vereinigung auf die Krankenkassen übertragen. Die Krankenkassen müssten dann Ärzte in die betroffenen Regionen schicken.
Systemausstieg könnte Gesundheitssystem verändern
Wenn die Krankenkassen die ärztliche Versorgung sicherstellen müssen, dann könnte das Bild des Arztes als Freiberufler weiter unter Druck geraten. Davor warnte Minister Markus Söder die bayerischen Hausärzte in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeine". Ein Systemausstieg könne zu einer Ausbreitung von medizinischen Versorgungszentren führen, die dann die bisherigen Arztpraxen ersetzen. Damit würden die bayerischen Hausärzte ihrer Zunft einen Bärendienst erweisen - weit über die Grenzen des Freistaates hinaus.
Foto: © carlosseller/FOTOLIA

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